Produktivitätsfaktor Gesundheit
4. Februar 2018

Handbuch 2012

Gesundheitswirtschaft_2012

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Adrian W.T. Dostal
Gabriele Dostal

Gesundheitswirtschaft in Deutschland:
Mit dem 6. Kondratieff zu einem
nachhaltigen Wirtschaftsaufschwung



ISBN 978-3-00-040023-0

291 Seiten mit 319 Abbildungen und 181 Tabellen

Verfügbar als CD-ROM, Preis inkl. MWSt. und Versand € 139,00
Papierversion, Preis inkl. MWSt. und Versand € 159,00


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Seit der zweiten Auflage des Handbuches Gesundheitswirtschaft in Deutschland (2009) sind drei Jahre vergangen. Seinerzeit stand der erwartete Impuls durch den Koalitions-vertrag der neuen CDU/CSU/FDP-Bundesregierung im Fokus: Dieser Vertrag bezeichnete die Gesundheitswirtschaft mit den darin steckenden Potentialen als wichtigsten Wachstums- und Beschäftigungsmotor in Deutschland. Der Vertrag sollte einen bemer-kenswerten Paradigmenwechsel in zweierlei Hinsicht bringen: Dem Leitbild eines mündigen Verbrauchers folgend, sollten individuelle Lösungen für die Verbraucher/Versicherten Vorrang vor einem angebotsnivellierenden „Solidargedanken“ haben. Zum anderen sollten neben dem gesetzlich normierten Ersten Gesundheitsmarkt, mit einem Anteil von max. etwa 55 Prozent am Gesamtmarkt, auch die Umsatz- und Arbeitsplatzpotentiale des Zweiten Gesundheitsmarktes gehoben werden.
Gleichzeitig tauchte die bis heute immer noch nicht beantwortete Frage auf: In welche Richtung soll es überhaupt gehen? Seit April 2012 liegt nunmehr das Demographiekon-zept dieser Bundesregierung vor. Aus ihm sollten wiederum neue Impulse für das dringend benötigte Wirtschaftswachstum entstehen. Wer es genauer liest, stellt aber auch hier fest: Es sind nur kleinste Trippelschritte, die alles beim Alten und Abschüssigen lassen und für ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum kaum etwas bringen werden: So stolpert das politische System in Deutschland von Landtagswahl zu Landtagswahl, von Bundestagswahl zu Bundestagswahl. Derweil wissen die Akteure der Gesundheitswirt-schaft: Mit der Gesundheitspolitik stehen und fallen wesentliche Bereiche der Gesund-heitswirtschaft und damit ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum.
Nun ist die Wirklichkeit etwas Ganzes, doch ihre Subsysteme verändern sich mit unter-schiedlichen Geschwindigkeiten. Lange Zyklen - und diese muss man erst einmal wahr-nehmen und begreifen - sind dagegen ein gesamtgesellschaftlicher Vorgang. Eine neue, problemlösende Technik ist schneller entwickelt, als sich die Strukturen der Gesellschaft darauf einstellen: Dieser von Erik Händeler so bezeichnete „Mismatch“, die Disharmonie zwischen dem technisch-ökonomischen und dem sozio-institutionellen System, ver-ursacht demnach einen - seit Jahren hierzulande fühlbaren - Produktivitätsstau, der das Wirtschaftswachstum lange tief hält, bis sich ein gesellschaftlicher Konsens darüber herausgebildet hat, wohin die Reise endlich gehen soll. Hier will das Handbuch Gesund-heitswirtschaft in Deutschland in seiner dritten Auflage ansetzen.
In den vergangenen drei Jahren ist die deutsche Staatsverschuldung nicht nur weiter massiv und ungebremst gestiegen, die Staatsverschuldungen in anderen Euro-Ländern haben - mit heute noch nicht absehbaren Bürgschaftsfolgen - neue potentielle Schulden zu den bereits bestehenden staatlichen Verpflichtungen hinzugefügt. Das Wirtschafts-wachstum der Jahre 2011/2012, dass das große Wirtschaftstief der Jahre 2009/2010 in etwa ausgleicht, überdeckt nur den tatsächlichen Befund einer tiefergehenden Krise: Es besteht angesichts der erschreckenden Überalterung der Gesellschaft - und der damit einhergehenden zusätzlichen (Krankheits)Kosten- und Schuldenwelle - kaum ein Kon-sens darüber, wie der „Wohlstand nach der Industriegesellschaft“ überhaupt noch erhal-ten bzw. ausgebaut werden kann. Mittlerweile wurde auch manchem klar, dass monetäre Maßnahmen à la Keynes einschl. der Erhöhung der Staatsschulden und der Verdoppe-lung der Beschäftigten beim Staat im letzten Drittel des 20. Jh., weniger als Nichts brach-ten: „Falsche“, sprich ungesunde Lebensstile, staatliche Schulden und Verpflichtungen in Billionen-Höhe für die nächsten Hunderte von Jahren. Die Fortsetzung dieses Weges ist daher ausgeschlossen. Neue Euro-Schuldenschirme wirken zusätzlich kontraproduktiv.
Da war im Grunde genommen die politische Absicht von 2009 richtig: Überall in der Welt explodieren die Krankheitskosten: Der Gesundheitsmarkt gehört zu den größten Branchen der Welt und in Deutschland. Die größte Ausgabe im Leben des Menschen ist inzwischen nicht mehr das Wohnen, sondern seine Gesundheit. In den USA fleißen 17,9 Prozent vom Bruttosozialprodukt, in Deutschland über 15 Prozent in die Gesundheit. Die wachsenden Gesundheitsausgaben machen sich auch im Arbeitsvolumen bemerk-bar. Die Gesundheitsbranche war 2010 in den USA mit 18,9 Millionen Beschäftigten der größte Branchen-Arbeitgeber, ebenso in Deutschland mit über 5,4 Millionen.
Nach über 200 Jahren Industrialisierung bremsen nunmehr gesundheitliche und ökologische Schäden die Gesellschaften sich wirtschaftlich weiterzuentwickeln. Vor allem chro-nische Komplexkrankheiten, Allergien, vegetative Störungen und physisch bedingte Lei-den beeinträchtigen die kreativen und produktiven Beziehungen des Menschen zu sei-nem sozialen Umfeld. Dazu kommen Millionen verdrängte Arbeitslose, Analphabeten, tatsächlich Arme, Pflegebedürftige und Demenzkranke. Sie haben bereits längst die 20 Millionen-Grenze bei nur 82 Millionen Einwohnern überschritten.
Aber: Im real existierenden Krankheitsmarkt (sic!) hat keiner der Akteure ein wirtschaft-liches Interesse daran, den Menschen zu einem gesunden Leben zu verhelfen, Krankheit zu vermeiden. Schließlich sollen noch mehr Medikamente verkauft werden, noch mehr medizinische Untersuchungen und Operationen durchgeführt werden Niemand hätte einen Vorteil daran, wenn plötzlich lauter Gesunde viel seltener diese „Reparaturwerk-stätten“ (Händeler) aufsuchen würden. Kein Wunder, dass die Kosten explodieren.
Die Schäden für die gesamte Volkswirtschaft - dies ist ein Teil der Gesundheitsausgaben - verdeutlichen: Der vermeintliche Kostenfaktor „Gesundheit“ wird der künftig ent-scheidende Produktionsfaktor für die Wirtschaft in der Informationsgesellschaft - eine wirtschaftliche Macht. Hier will das Handbuch Gesundheitswirtschaft, nunmehr in der dritten Auflage, ansetzen: Das erneute Entdecken der „Kondratieffzyklen“. Sie bilden periodische Wirtschaftsschwankungen mit einer Dauer von 40 - 60 Jahren ab. Sie werden von bahnbrechenden Erfindungen, den Basisinnovationen, ausgelöst. Beispiele früherer bahnbrechender Erfindungen waren die Dampfmaschine, die Lokomotive und der Computer.
Kondratieffzyklen wurden bis in die 1970er Jahre in erster Linie als Thema für die Kon-junkturforschung abgeschrieben. In der Öffentlichkeit werden Konjunkturen und Rezes-sionen nur als ein überwiegend ökonomisches Phänomen angesehen. Diese Sicht ist nicht vollständig, sie ist zu eng. Wirtschaft ist kein von der Gesellschaft unabhängiges Subsystem, sondern ist aufs engste mit dem sozialen, ethischen und geistigen Umfeld verbunden: Gesundheit ist nicht nur Krankheitsreparatur sondern das „richtige“ Leben schlechthin. Gesundheit richtig gelebt, ist in der globalisierten Welt auf dem Weg, als „Nationalkompetenz“ wahrgenommen zu werden.*
Bei der Analyse der langen Wellen zeigt sich diese Verbindung darin, dass sich der Kon-dratieffzyklus nicht nur als ein langer Konjunkturzyklus erweist, sondern auch als ein Reorganisationsprozess der ganzen Gesellschaft. Der Kondratieffzyklus bestimmt maß-geblich über mehrere Jahrzehnte die Hauptrichtung der sozialen, wirtschaftlichen und geistigen Entwicklung. (Leo A. Nefiodow: Der sechste Kondratieff). Kontratieffs Theo-rie verschwand mit dem schuldenstiftenden Keynesianismus als geniales Aperçu, aber: Monetäre Maßnahmen können ein neues technologisches Netz lediglich beschleunigen oder bremsen, aber sie können keinen neuen Zyklus anstoßen.
Mit der Knappheit von Morgen entstehen Märkte und Strukturen von Morgen (Hände-ler). Auf was stoßen wir dabei? - Auf Gesundheit, und zwar im ganzen, also auch im seelischen und sozialen Sinne, und auf den Lebensstil und damit auch das Sozialverhal-ten, weil beides zur Grundlage des Wohlstandes in der „Informationsgesellschaft“ ge-hört. Unser Problem ist, dass wir dabei nicht produktiv genug sind (Händeler). Das heißt: Wir müssen in einigen bestimmten Bereichen des Arbeitens und Lebens bedeu-tend produktiver werden, wenn es wieder aufwärts gehen soll. Woher wissen wir aber, wovon in der Informationsgesellschaft Produktivität abhängt? Da stoßen wir nach Hän-deler immer wieder auf die Themen: Gesundheit und Sozialverhalten.
Es ist mittlerweile fast Allgemeingut, dass der kostenträgerfinanzierte, d.h. von den ge-setzlichen Krankenkassen, den privaten Krankenversicherungen und den Berufsgenos-senschaften finanzierte, sogen. Erste Gesundheitsmarkt (Gesundheitswesen) mit über 95 Prozent fast ausschließlich von der jeweiligen Gesundheitspolitik abhängt. Insoweit schlägt jede Veränderung der gesetzlichen Rahmenbedingungen und ihrer kaum noch zu überschauenden und beherrschbaren administrativ-bürokratischen Umsetzung (relativ) direkt auf die Geschäftsentwicklung der sogen. (medizinischen) Leistungserbringer und damit deren Dienstleister und Zulieferbetriebe (B2B-Märkte) nieder.
Hingegen hängen wesentliche Teile des sogen. Zweiten Gesundheitsmarktes, der im besonderen Fokus eines nachhaltigen Wirtschaftsaufschwungs im Rahmen des 6. Kond-ratieff stehen müsste, neben der allgemeinen Wirtschaftsentwicklung auch von den Wünschen der Verbraucher, der Marktentwicklung einschl. dem Auftreten neuer Wett-bewerber und der zunehmenden Professionalisierung bestehender Wettbewerber, sowie massiv von der privaten Ausgabenbereitschaft und damit Übernahme von Eigenverant-wortung durch die Verbraucher ab.
* Der Begriff stammt von Dr. Christian Kurtzke, dem Chef der Staatlichen Porzellan-Manufaktur Meissen GmbH. Er verwendet diesen Begriff bahnbrechend - Lebensstil, Kultur, Tradition, Moderne und Internationalität verknüpfend - bei der strategischen Neuausrichtung des über 300 Jahre alten Traditionsunternehmens (absatzwirtschaft. Zeitschrift für Marketing, 5/2012, S. 35). Der bereits vor einigen Jahren für Deutschland begonnene 6. Kondratieff bringt drei Schlussfolgerungen und Herausforderungen mit sich: Produktivitätssteigerung durch Gesundheit - und um es zum „Leben zu erwecken“ - attraktive Angebote. Dazu kommt Transparenz über die Strukturen und Entwicklungen der einzelnen Bereiche der Ge-sundheitswirtschaft - bestehend aus dem Ersten und Zweiten Gesundheitsmarkt - mit den zentralen Ausgangsgrößen. Sowie die Darstellung der möglichen „Packenden“ für die Akteure aus allen 20 Teilmärkten. Im Handbuch stehen daher insbesondere die Trei-berfaktoren als auch eine erste Bewertung des jeweiligen Teilmarktes in Richtung eines nachhaltigen, d.h. in der Regel ohne zusätzliche Staatsschulden, stimulierenden Wirt-schaftsaufschwunges im Vordergrund. Gleichzeitig werden (tlw. massive) Effizienzstei-gerungspotentiale skizziert und Defizite benannt.
Hier geht das Handbuch Gesundheitswirtschaft in Deutschland an entscheidender Stelle voran: Der Fokus „Mit dem 6. Kondratieff zu einem nachhaltigen Wirtschaftsauf-schwung“ liefert für den Ersten und Zweiten Gesundheitsmarkt mit Angebotsstruktu-ren, Marktregularien, Marktvolumen und Marktstrukturen sowie Marktentwicklungen mit Treiberfaktoren in 20 untersuchten Teilmärkten für Krankenversicherer, (medizini-sche) Leistungsanbieter, Dienstleister, IT-Unternehmen, Handel, B2B-Lieferanten, sons-tige Hersteller, Cross-Selling-Partner, Verbände, Institute, Forschungs- und Weiterbil-dungseinrichtungen, Berater sowie Kommunikations- und Werbeagenturen das ent-scheidende Rüstzeug um eigene Chancen zu entdecken, sich bestätigt zu fühlen oder um das eigene Geschäft auszuleuchten.
Das Handbuch will mittels einer in dieser Form - außerhalb der bisherigen Handbuch-Auflagen - noch nie dagewesenen Transparenz über alle 20 Teilmärkte, auch als zwin-gend notwendiger Bannerträger des 6. Kondratieff wahrgenommen werden. Schaffen wir es gemeinsam: Lesende Akteure und Multiplikatoren sowie wir als Autoren: die neue „Nationalkompetenz“ Gesundheit.
Um den Leser hierbei zu unterstützen, wurde den einzelnen Kapiteln bzw. Abschnitten erstmals auch ein Stichwortverzeichnis vorangestellt. Jeweils umfangreiche Listen in Form von Rankings oder ausgewählten Markteilnehmern in allen Teilmärkten und Bran-chen (in Summe weit über 2.000, größtenteils mit Kurzprofilen) dienen der Beispielkräf-tigung und Konkretisierung. In Ergänzung zu den umfangreichen Abbildungs- und Ta-bellenverzeichnissen (zusammen 500 Titel) soll das Stichwortverzeichnis mit über 1.000 Begriffen die Erschließung der zusammengetragenen Daten-, Fakten-, Informations- und Wertungsmenge erleichtern. Als auch die Autoren überraschender „Windfall-Profit“ ergeben sich für den Leser nicht nur zusätzlich zahlreiche Anregungen aus anderen Teilmärkten zum Lernen, sondern auch insbesondere deren Nomenklatur aufzunehmen und für die eigenen Aktivitäten zu nutzen.