Das Interview für Impulse führte Luise Viktoria Ruß.
Impulse: Herr Lampe, zunächst vielen lieben Dank für das Gespräch und Gratulation zur MVZ-Inbetriebnahme zum 02. Januar 2025. Gehen wir zurück zum Sommer 2024. Am 27. Juni vergangenen Jahres wurde die MVZ Uffenheim GmbH, als Trägergesellschaft des zukünftigen kommunalen Medizinischen Versorgungszentrums, gegründet. Mittlerweile firmiert die GmbH unter dem Namen AZU Ärztezentrum Uffenheim GmbH, was war der Grund für diese Änderung?
Lampe: Trotz Vorprüfung mehrerer Namensvarianten wurden immer wieder von einer der am Eintragungsprozess ins Handelsregister beteiligten Stellen Bedenken geäußert. Somit hat sich die Eintragung der GmbH verzögert und der Name geändert.
Impulse: Wie kam es ursprünglich zur Überlegung eine solche Lösung überhaupt anzustreben? Soviel ich weiß, war hier einiges an vorangehender Überzeugungsarbeit zu leisten. Die Stadt betrat hiermit noch Neuland – insbesondere im Freistaat Bayern. Das MVZ Uffenheim ist eines von erst drei kommunalen MVZ in ganz Bayern – und Nr. 46 in Deutschland. (Lesen Sie auch: Der Wandel in der ambulanten ärztlichen Versorgung)
Lampe: Vor 10 Jahren herrschte im Versorgungsgebiet Uffenheim nach den Erhebungen der KVB noch eine allgemeinärztliche Überversorgung. Allerdings war klar, dass aufgrund der Altersstruktur einige Ärzte in den Ruhestand gehen werden und eine Nachfolge sich überaus schwierig gestaltet. Diese Situation hat sich in den letzten Jahren bewahrheitet und der Versorgungsgrad ist von 113 % auf 81 % gesunken. Versuche, die ortsansässigen Ärzte und Ärztinnen bei der Nachfolgesuche zu unterstützen, liefen ins Leere. Im Stadtrat herrsche lange die Meinung „mit etwas Werbung“ wird sich dies schon auf privatwirtschaftlicher Basis von allein regeln. Um den Blick auf dieses Thema zu erweitern, habe ich in den letzten Jahren Fachseminare, Workshops und Fachtagungen besucht. Eines davon auch bei der Firma Dostal.
Impulse: Wie gestaltete sich der Gründungsprozess? Was waren hier die größten Herausforderungen, gab es sogar streckenweise Rückschläge, sodass das Projekt in Gefahr zu sein schien? Die kommunale AZU Ärztezentrum Uffenheim GmbH übernimmt ja keine Bestandspraxen, sondern startet mit einem früher in Uffenheim niedergelassenen Arzt, welcher aus dem Ruhestand zurückkehrt, sowie einem neuen Arzt.
Lampe: Grundvoraussetzung sind Räumlichkeiten und vor allem Ärzte. Es wurden viele Gespräche geführt. Da die Räume der aufgelösten Praxen nicht mehr vorhanden waren oder nicht mehr den Vorstellungen jüngerer Ärzte entsprachen, ist der wichtigste Punkt die Bereitstellung von geeigneten Praxisräumen. Kein Arzt gibt eine Zusage für eine Niederlassung, wenn geeignete Praxisräume erst in 1-2 Jahren bereitstehen. Nach der Entscheidung zur Errichtung von Praxisräumen fanden sich auch relativ schnell interessierte Ärzte. Problem ist allerdings, dass zur Antragstellung alles zeitgleich vorhanden sein muss. Mindestens 2 passende Ärzte, Räumlichkeiten und Finanzierung. Die Kommune geht also noch vor der Zulassung durch die KVB in ein gewisses Risiko. Glücklicherweise hat ein Arzt im Ruhestand sich bereit erklärt, für eine Übergangszeit mitzuwirken.
Impulse: Wie verliefen die Verhandlungen mit der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern? Wie haben Sie die Sicherheitsleistung der KV gegenüber erbracht? Der Betrag in Höhe von rd. 2,43 Mio. Euro ist ja nicht ganz unwesentlich?
Lampe: Die Verhandlungen bzw. Abstimmungen mit der KV waren sehr unterstützend und angenehm. Es ist auch im Interesse der KV in dem Gebiet eine drohende Unterversorgung zu beheben. Die geforderten Bürgschaften waren schon heftig. Hier hat uns unsere regionale Sparkasse sehr unterstützt, wie auch die Rechtsaufsicht im Landratsamt.
Impulse: Welche langfristigen Ziele verfolgt die Stadt Uffenheim mit der Gründung dem AZU Ärztezentrum Uffenheim? Wo sehen Sie das MVZ in fünf Jahren?
Lampe: Das einzige langfristige Ziel ist die zukunftsorientierte Sicherung der hausärztlichen Versorgung unserer Stadt und näheren Region. Dies wird ein dauernder Prozess sein. Das AZU wird sich weiterentwickeln müssen, indem Kooperationen eingegangen werden, mit anderen Arztpraxen zusammengearbeitet wird und vor allem Chancen erkannt und genutzt werden.
Impulse: Herr Lampe, was waren aus Ihrer Sicht die größten „Lessons Learned“ aus dem Gründungsprozess, die Sie anderen Gemeinden mitgeben würden, die über ein ähnliches Projekt nachdenken? (Lesen Sie auch: Unzufriedenheit niedergelassener Ärzte nimmt dramatisch zu)
Lampe: Sich im Vorfeld über die konkrete Situation vor Ort einen Überblick verschaffen, in die Thematik einarbeiten, Vorschläge, Informationen und Angebote kritisch hinterfragen, die KVB und die LGL rechtzeitig „mit ins Boot“ holen und manchmal „nicht zu viel nach außen“ kommunizieren.
Impulse: Herr Lampe, ich bedanke mich ganz herzlich, dass Sie sich die Zeit für das heutige Gespräch genommen haben!
Hier geht es zur Homepage des AZU Ärztezentrum Uffenheim.
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