Nahezu monatlich werden neue Vorschläge zur Lösung des mancherorts heraufziehenden Landarztmangels diskutiert. Dazu kommen auch immer wieder Ablehnungen nach dem Motto „So geht es auf keinen Fall“.
So formuliert beispielsweise unter www.aend.de/forum am 2.1.2018 ein Landarzt: „Der Lösungsansatz dies zu verhindern [das Aussterben von Landarztpraxen, Anm.], indem man sogenannte medizinische Versorgungszentren propagiert und fördert, führt jedoch zu einem ähnlichen Verlust der Behandlungsqualität wie bei der Verlagerung der hausärztlichen Behandlung in Klinikambulanzen! Und das wird mit Sicherheit finanziell nicht günstiger.“
Nun, ob der finanzielle Aspekt tatsächlich das Kernproblem darstellt? Oder müsste es sich nicht darum drehen, wie die viel zu knappe Ressource Hausarzt effizienter genutzt und organisiert werden muss?
Noch wenig herumgesprochen hat sich, dass in den nächsten zehn bis zwölf Jahren die altersbedingt ausscheidenden Hausärzte nur zu etwa 50 Prozent, vielleicht im besten Falle knapp zur Hälfte ersetzt werden können. Auf dem – für die Generation Y bekanntermaßen unattraktiven – Lande und in sozialschwachen Großstadtgebieten ist statistisch sogar nur mit etwa 25 Prozent zu rechnen. In unattraktiven ländlichen Gebieten sogar mit weniger als zehn Prozent.
Das Problem, dessen Lösung sich durch alle Maßnahmen in dieser Zeitperiode ziehen müsste, lautet demzufolge: Welche Praxisform im hausärztlichen Bereich bietet die beste Ressourcenausschöpfung? (Stichwort Auslaufmodell Einzelpraxis)
Das führt schnell zur Erkenntnis, dass die Einzelpraxis mit einem Arzt auf dem Lande nicht nur wegen ihrer Unattraktivität für die Generation Y „tot“ ist (Stichwort Generation Y), sondern sie die zentrale heutige Ressourcenverschwendung darstellt. Nach Expertenschätzung sind 80 Prozent der Landarztpraxen sowieso nicht nachhaltig zukunftstauglich und damit nicht „übernehmbar“.
Mehrbehandlerpraxen mit delegativen Praxisstrukturen könnten bzw. müssen zu einer etwa Halbierung dieser Ärztelücke von 50 bis 60 Prozent beitragen. (Stichwort Versorgungseffizienz) Das bedeutet aber auch, dass vielleicht nur die Hälfte der heutigen Einzelpraxen auf dem Lande (in den sozialschwachen Großstadtquartieren ebenfalls) erhalten werden können. Die Einzugsgebiete dieser Mehrbehandlerpraxen werden dabei deutlich größer. Also auch eine kommunale Herausforderung für den kleinräumigen ÖPNV.