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Ärztemangel im Licht der Studienergebnisse „Ärzte im Zukunftsmarkt Gesundheit 2017“

Die Stiftung Gesundheit hatte sowohl niedergelassene Ärzte als auch leitende Klinikärzte zur transsektoralen Zusammenarbeit befragt.

Einige Ergebnisse, welche ein Schlaglicht auf die Effizienz in Arztpraxen werfen: 36,4 Prozent der niedergelassenen Ärzte würden (!) am liebsten per E-Mail in sicherer Umgebung kommunizieren, 21,5 Prozent über ein IT-System, welches sich idealerweise ins Arztinformationssystem integrieren ließe (!). Fast 60 Prozent der niedergelassenen Ärzte kommunizieren tatsächlich aber noch per Brief. Der damit einhergehende ineffiziente Berufsalltag der Niedergelassenen wird noch dadurch erhöht, dass noch über 80 Prozent der Klinikärzte diesen Kommunikationsweg im Zeitalter von Industrie 4.0 und Digitalisierung nutzen (Stichwort Generation Y).

Der Forschungsleiter der Stiftung Prof. Dr. med. Dr. rer. pol. Konrad Oppermann meinte bei der Vorstellung der Studie Mitte Januar 2018: „Dass Ärzte und Kliniken immer noch primär analog kommunizieren, muss man klar als Anachronismus bezeichnen – gerade in einem hochtechnisierten Sektor wie dem Gesundheitswesen, in dem schnelle und möglichst reibungsfreie Interaktion wichtig ist. […] Es ist bedauerlich, dass es bislang nicht gelungen ist, die Vorgaben des Bundesgesundheitsministeriums hinsichtlich einer umfassenden eHealth-Plattform umzusetzen, zumal dies ja eindeutig dem Wunsch der Ärzte selbst entspricht.“ (Stichwort Telemedizin)

Initiative zur Vereinheitlichung der Praxisverwaltungssysteme für mehr Effizienz in Arztpraxen

Und was hier aus Sicht des Landarztmangels zu ergänzen ist: Ärztliche und administrative Ressourcen werden mit solchen Anachronismen weiterhin verschwendet, obwohl 50 bis 60 Prozent der hausärztlichen Nachrücker-Ärzte in den nächsten zehn bis zwölf Jahren fehlen werden. Dabei formuliert z.B. der Geschäftsführer des Regensburger Ärztenetzes e.V. Thomas Koch in einem 2017 erschienen Beitrag: „Wenn man den eArztbrief einmal hatte, will man auf ihn nicht mehr verzichten. Die Mehrkosten unterscheiden sich stark von PVS zu PVS [= Praxisverwaltungssystem, Anm.], ebenso wie die Kosten von KV-SafeNet-Providern“.

Sehr zu begrüßen ist daher die – wenn auch späte – Initiative der KBV für eine einheitliche technische PVS-Schnittstelle. Diese wird es den Ärzten künftig erlauben Softwarelösungen von unterschiedlichen Herstellern einzusetzen. Da die Zahl der notwendigen Zusatzmodule immer höher und Update-Intervalle immer kürzer werden, erhalten die Ärzte hiermit ein deutliches Mehr an Flexibilität und Wahlfreiheit. Alle Hersteller werden die technischen Spezifikationen bis Ende Juni 2018 erhalten und haben dann für die Umsetzung zwei Jahre Zeit.

Hier geht es zur Publikation: Wie ist dem Ärztemangel auf dem Lande zu begegnen?