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Hausärztemangel: Weniger Ärzte müssen in Zukunft mehr Medizinisches leisten

Planung Kassenärztliche Vereinigung

Planung Kassenärztliche Vereinigung

Der Ärztemangel in Deutschland macht sich allmählich bemerkbar: Bis 2030 scheiden voraussichtlich etwa die Hälfte der Hausärzte aus dem Berufsleben aus. In diesen Jahren baut sich ein ungedeckter Bedarf an Hausärzten von bundesweit etwa 50 Prozent auf, möglicherweise auch mehr. Dies bedeutet, dass gerade einmal jede zweite Praxis einen Nachfolger findet. Geht der Trend „Hin zur Stadt und nicht auf das Land“ unverändert weiter, heißt dies für selbiges: Es fehlen dort 70 bis 80 Prozent. Anders ausgedrückt: nur in jeder dritten bis fünften Gemeinde kann eine Hausarztpraxis aufrechterhalten werden. In strukturschwachen Gegenden sind es noch deutlich weniger.

Daraus folgt, dass in Zukunft weniger Ärzte mehr Medizinisches leisten müssen. Die Einzelpraxis hat sich damit längst überholt. Sie ist zu ineffizient geworden. Die häufig thematisierte bessere und persönlichere Behandlungsqualität kann bei dem heraufziehenden Mangel an Hausärzten nicht mehr betrachtet werden. Es gibt schlichtweg keine Ärzte.

Ausbau der Medizin-Studienplätze hilft nur eingeschränkt gegen den Ärztemangel

Die zahlreich eingeleiteten Lösungen, dazu zählen u.a. der „Masterplan Medizinstudium 2020“ und die bundesweite Ankündigung neuer Medizin-Fakultäten und -Lehrstühle werden den ländlichen Kommunen die Herausforderung nicht abnehmen. Denn das Problem liegt nicht nur am mancherorts zahlenmäßigen Mangel an Allgemeinmedizinern, im Gegenteil besitzt die Bundesrepublik eine der höchsten Arztdichten weltweit.

Junge Nachwuchsmediziner der sogenannten Generation Y bzw. Generation Z haben konkrete Vorstellungen von ihrem späteren Berufsalltag (Stichwort Generation Y). Im Vordergrund stehen dabei die 28-Stunden-Woche, die Work-Life-Balance, das Arbeiten im Team bzw. im Angestelltenverhältnis und das Wohnumfeld. Eine klassische Einzelpraxis auf dem Lande widerspricht alldem. Das Problem wird sich also nicht von selber lösen. Man muss vor Ort anpacken und die ambulante Versorgung strukturell verändern, um sie so den Bedürfnissen der nachfolgenden Ärztegenerationen anzupassen.

In den betroffenen Kommunen geht es darum, mit den vorhandenen Hausärzten ggf. auch Fachärzten so ins Gespräch zu kommen, dass die tatsächliche Situation auf der Zeitachse einigermaßen transparent wird. Von Aussagen, dass es mit der Nachfolge „wie früher“ schon klappen wird sollte man sich nicht irritieren lassen. Dies kann u.a. der Unkenntnis der Marktsituation, der Wettbewerbssituation als Arzt und künftiger Praxis-Abgeber oder im Verdrängen der anstehenden Praxisaufgabe, geschuldet sein.

Was können Kommunen nun konkret unternehmen?

Zur Lagebeurteilung gehören u.a. ebenfalls die Abklärung des Versorgungsgrades und der sich daraus ergebenden Möglichkeiten, das Engagement relevanter Kliniken, das Vorhandensein überregional agierender Filialpraxen, von Unternehmer-Ärzten oder -Apothekern, sonstigen Investoren und die vorhandenen Infrastrukturen für eine größere Einheit.

Um diese Akteure zusammenzubringen und ein gemeinsames Konzept zu entwickeln ist die Kommune in der Rolle des Impulsgebers, Moderators und Gestalters gefragt. Ein kommunales Engagement in diese Richtung spricht für Seriosität, überwindet einzelne Bedenken und überzeugt oftmals noch zögernde potentielle Akteure. Auch notwendige Übergangslösungen sind zusammen mit der Kommune einfacher.

Die Kommune sollte zudem bei den zu schaffenden größeren Einheiten durchaus die Chance ergreifen als Gesellschafter bzw. Teilhaber eines kommunalen MVZ auch langfristig die Entwicklung mitzubestimmen (Stichwort kommunale Initiative). Für die meisten Kommunen ist dies natürlich Neuland, doch gibt es bundesweit bereits die ersten kommunalen Medizinischen Versorgungszentren. Im Schnitt mit 2-4 Ärzten.

Hier geht es zur Publikation: Wie ist dem Ärztemangel auf dem Lande zu begegnen?