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Ärztemangel auf dem Lande: Kapriolen von Funktionären und Gesundheitspolitikern

Ausgehend von der Problematik, dass bei dem Thema Ärztemangel auf dem Lande im Wesentlichen immer noch ein Erkenntnisproblem vorhanden ist, purzeln wöchentlich neue voreilige und teure Umsetzungsideen durch die Medien. Denn, dass Ärzte fehlen ist keine Erkenntnis, sondern ein Ergebnis von „Etwas“ das es zu „erkennen„, sprich sachgerecht, zu analysieren und zu interpretieren gilt.

So beabsichtigt die Bremer Gesundheitssenatorin Eva Quante-Brandt das akute Mangelproblem mit dem Aufbau einer medizinischen Fakultät an der Uni Bremen im Rahmen von einem „Wissenschaftsplan 2025“ zu lösen. Die Behörde des höchstverschuldeten Bundeslandes erhofft sich, dass deren Medizinstudenten nach ihrer Ausbildung in Bremen als Ärzte in der Hansestadt oder der Region bleiben. Diese sollen dann ab frühestens 2030 das Problem lösen, dass in Bremen bereits jetzt jeder dritte Hausarzt über 60 Jahre alt ist. Das klingt nach einem Mindestarbeitsalter von über 70 Jahren für die heutigen.

Dieser Idee springt der Chef der Bundesärztekammer Frank Ulrich Montgomery bei, obwohl er selbst weiß, dass es 15 Jahre dauert, bis die Neueinsteiger dann vielleicht dort – wo erhofft – ankommen.

Das Bremen umgebende Niedersachsen spendiert den zu wenigen Hausärzten zwischen 60.000 und 75.000 Euro für Niederlassungen. Darüber hinaus fordern die Hannover’schen Gesundheitspolitiker: „Studenten erhalten bis zu vier Jahre lang 400 Euro monatlich und verpflichten sich im Gegenzug, nach dem Studium und der Weiterbildung zum Hausarzt im ländlichen Raum Niedersachsens tätig zu sein.“

Viel weiter südlich klingt es noch toller aus dem Hause der BVBW: Da abgebende selbständige Hausärzte mit eigener Praxis im Schnitt 52 Wochenstunden arbeiten, angestellte Ärzte jedoch 38,5 bis 40 Stunden, bedeutet dies, „dass zwei niedergelassene Ärzte durch drei nachrückende angestellte Ärzte ersetzt werden müssen.“ – D. h. bei einer heutigen Nachrücker-Verfügbarkeit von etwa 40- 50 Prozent müssten es künftig überschlägig etwa 150 Prozent Nachrücker sein! – Wieso dann überhaupt das Telemedizin-Projekt DocDirekt in Stuttgart und Tuttlingen ab Frühjahr 2018? Gehört das nicht in die Rubrik Effizienzsteigerung, wobei wir damit voll im Erkenntnisproblem (das „Etwas“: „Wie muss man unverzüglich auf mangelnde Effizienz reagieren?“) stecken (Stichwort Versorgungseffizienz).

Ein Trost: Die KV Niederrhein verweist da bereits auf die VERAH’s, allerdings nur als „Ergänzung“ als ein „Anstatt“.

Hier geht es zur Publikation: Wie ist dem Ärztemangel auf dem Lande zu begegnen?