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Ärztemangel: Vorhaben aus NRW bringt Kliniken in ländlichen Regionen in Not

Der Verband der Krankenhausdirektoren Deutschlands (VKD) befürchtet weitreichende Folgen durch ein Vorhaben in Nordrhein-Westfalen, das Krankenhausärzte zum Quereinstieg in die Hausarzttätigkeit ermuntern soll.

Hintergrund: Von den etwa 11.000 niedergelassenen Hausärzten in NRW haben fast 60 Prozent das 60. Lebensjahr überschritten. Landesweit arbeiteten knapp 13 Prozent der Hausärzte über das 65. Lebensjahr hinaus – in Westfalen-Lippe fast 20 Prozent. Im vergangenen Jahr sind 450 Hausärzte in den Ruhestand gegangen, im Gegenzug gab es nur etwa 200 neue Anerkennungen von Ärzten mit der Weiterbildung Allgemeinmedizin. In den kommenden Jahren muss jede zweite Praxis aufgrund Nachwuchsmangels dauerhaft schließen (Stichwort: Ärztemangel).

Diese Entwicklung macht auch vor größeren Ballungsgebieten keinen Halt, dennoch trifft der Hausärztemangel in erster Linie ländliche Regionen. In Zukunft wird dort nur jede dritte oder vierte Hausarztpraxis bestehen bleiben. Eine ärztliche Unterversorgung ist bereits heute absehbar.

Quereinsteiger in NRW sollen im Rahmen einer Abwerbemaßnahme künftig eine finanzielle Förderung erhalten. Dies haben das nordrhein-westfälische Gesundheitsministerium und die gesetzlichen Krankenkassen, die beiden Kassenärztlichen Vereinigungen und die Ärztekammern kürzlich beschlossen.

Der VKD kritisiert nun, dass die geplanten „Prämien“ für „eine ganze Reihe von Krankenhäusern erhebliche personelle Einschnitte“ im ärztlichen Bereich bedeuten könnten. „Wenn das bundesweit Schule macht, können sich die Kliniken in ländlichen Regionen von der Versorgung abmelden“, heißt es in einer Pressemitteilung des Verbandes.

„Linke Tasche, rechte Tasche“

Zielgruppe der Förderung sind vor allem Allgemeininternisten, aber zum Beispiel auch Fachärzte für Anästhesiologie und Chirurgie. Diese sollen sich zum Facharzt für Allgemeinmedizin weiterbilden. Dafür sollen sie künftig für einen Zeitraum von 12 bis 24 Monaten bis zu 9.000 Euro pro Monat erhalten. Die Kassenärztlichen Vereinigungen und Krankenkassen wollen die Finanzierung je zur Hälfte übernehmen (Stichwort: Was suchen junge Nachwuchs-Ärzte?).

Voraussetzung für die Förderung ist, dass die Weiterbildung oder Qualifizierung in Kommunen mit bis zu 40.000 Einwohnern erfolgt. Wenn die Ärzte in eine Region gehen, die unterversorgt oder von Unterversorgung bedroht ist, gibt es weitere 500 Euro monatlich aus Landesmitteln. – Problem: In Kommunen dieser Größenordnung gibt es normalerweise das Problem noch gar nicht. Das sind bekanntermaßen eher Kommunen mit deutlich weniger als 15.000 Einwohnern.

Das nunmehr vom VKD kritisierte Vorhaben ist einer der Bausteine der Landesregierung gegen den Hausärztemangel. „Damit können wir sehr kurzfristig zusätzliche Hausärzte gewinnen“, erklärte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann. – Klingt wie: „Linke Tasche, rechte Tasche“.

Andere NRW-Vorhaben, wie die beschlossene Gründung der Medizinischen Fakultät OWL in Bielefeld und die Landarztquote, würden erst später wirken. – Nun, das stimmt tatsächlich: Frühestens ab 2030, insoweit ein wichtiger Erkenntnisfortschritt.

Hier geht es zur Publikation: Wie ist dem Ärztemangel auf dem Lande zu begegnen?