Ärztemangel: Kooperationen zwischen Kommunen und Krankenhäusern
8. Juli 2018
Hausärztemangel: Was suchen junge Nachrücker-Ärzte?
23. Juli 2018

Hausärztemangel: Mobile Arztpraxis soll Versorgungslücken im ländlichen Raum schließen

Insbesondere älteren Menschen, die im ländlichen Raum leben, fällt der Weg zum Arzt immer schwerer. Diese „Versorgungslücke“ will der Medibus der KV Hessen (KVH)  – eine mobile Arztpraxis – schließen. Projektpartner der KV sind die DB Regio sowie die sechs Landgemeinden Cornberg und Nentershausen (Landkreis Hersfeld-Rotenburg) sowie Herleshausen, Sontra, Ringgau und Weißenborn (Werra-Meißner-Kreis).

Um Patienten dort besser zu versorgen, wo sich der Hausärztemangel bereits zeigt, wird die mobile Arztpraxis der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Hessen ab 1. Juli 2018 regelmäßig in diesen sechs nordhessischen Gemeinden halten. Das „innovative Versorgungsprojekt“ versteht sich allerdings nur als verlässliche Ergänzung zur Hausarztpraxis am Ort (Quelle: KV Hessen, 4.6.2018).

Als Vorteile der mobilen Hausarztpraxis benennt die KVH, dass der Medibus Gemeinden mit Ärztemangel mehrmals wöchentlich anfahren kann um die Patientenversorgung sicherzustellen. Der Medibus unterstützt Hausärzte in den sechs Gemeinden in Nordhessen, entlastet niedergelassene Ärzte, die oft bis an die Grenzen ihrer eigenen Belastbarkeit für ihre Patienten da sind und sorgt als zusätzliche mobile Praxis für kürzere Wege zu einem Allgemeinmediziner.

Mobile Arztpraxis als Ergänzung

Praktizieren wird in dem Bus ein Allgemeinmediziner, der bei der KVH angestellt ist. Dieser Allgemeinmediziner sieht sich nicht als Ersatz für die Hausärzte vor Ort, sondern „als Ergänzung“. Ein Spielball, den Ralf Hilmes, Bürgermeister von Nentershausen, gerne aufnahm: „Die medizinische Grundversorgung in unseren Kommunen ist an einem kritischen Punkt angelangt. Allerdings kann eine dreieinhalbstündige Präsenz pro Woche keinen Mediziner ersetzen, der 60 Stunden in der Woche für seine Patienten da ist.“ Dennoch begreife er den Medibus als Chance, die dazu beitragen könnte, die aktuelle kritische Situation zu lindern, wenn dies in Abstimmung mit den bestehenden Hausarztstrukturen erfolge (Stichwort: Versorgungseffizienz).

Im Medibus können alle Generationen versorgt werden. Er ist – wie eine hausärztliche Praxis – mit einem EKG und einem kleinen Labor ausgestattet. Eine fachärztliche Behandlung findet im Medibus nicht statt. Falls notwendig, kann der mobile Hausarzt den (eigentlichen) Haus- oder Facharzt seiner Patienten zur Beratung hinzuziehen. Es gibt feste Haltezeiten, zu denen die Patienten eine offene Sprechstunde besuchen können. Ab 1. Juli fährt der Bus von Montag bis Donnerstag pro Tag zwei Standorte an. Die mobile Arztpraxis wird zweimal für je dreieinhalb Stunden in Cornberg und in Weißenborn und je einmal für dreieinhalb Stunden in Sontra, Ringgau, Nentershausen und in Herleshausen Station machen.

Nun, was ist davon zu halten? Das Vorhaben der KVH erinnert an – diesmal mobile – Eigenpraxen von einigen Kassenärztlichen Vereinigungen (Stichwort: Praxen in Eigenregie der KV). Sontra hat vier, Nentershausen zwei und Ringgau immerhin einen Hausarzt sowie Herleshausen eine MVZ-Filiale. Inwieweit die Bevölkerung diese punktuellen Verfügbarkeiten annimmt bleibt ebenso abzuwarten wie die Reaktion der Kollegen auf dieses Angebot. In jedem Falle eine sinnvolle Zwischenlösung, jedoch nicht mehr. Bei einer bundesweiten Nachbesetzungsquote bei Landarztpraxen von lediglich 15-25 Prozent müssen strukturelle Veränderungen geschehen. Die erforderlichen Maßnahmen, um eine erfolgreiche Nachbesetzung in Zukunft zu gewährleisten werden bei diesem Projekt nicht geschaffen. Fallen die anderen Hausarztsitze erst einmal weg, kann auch der Medibus nichts mehr ausrichten.

Hier geht es zur Publikation: Wie ist dem Ärztemangel auf dem Lande zu begegnen?