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Ärztemangel: Kooperationen zwischen Kommunen und Krankenhäusern

Krankenhäuser könnten Partner für betroffene Kommunen mit „Hausarztsorgen“ oder Facharzt-Wünschen sein. Insoweit Folgendes:

„Wir sollten nicht auf Abgrenzung setzen“, so der neue Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Dr. Gerald Gaß im „KBV Klartext“ (I/2018). Neben dem Problem, dass die Länder ihrer Pflicht zur Investitionsfinanzierung nicht ausreichend nachkommen, steht für ihn die – auch für Kommunen hoch interessante – große Schnittmenge zwischen niedergelassenen Ärzten und Krankenhäusern als Leistungserbringer im Fokus: „Das Grundprinzip, sektorübergreifend zu denken und Ressourcen zusammenzuführen, ist ein Modell, an dem wir zukünftig gar nicht mehr vorbeikommen.“

Der Neue ist demzufolge auch Anhänger des Konzepts, welches der Sachverständigenrat bereits 2014 formuliert hat: „Er spricht da von regionalen oder lokalen Gesundheitszentren, die sektorübergreifend tätig sind […]. Dort können beide Partner – im Zweifelsfall sind es auch noch mehr als nur die niedergelassenen Ärzte und das Krankenhaus – zusammenkommen und an einem bestimmten Ort gemeinsam Leistungen anbieten. Das sind interessante Lösungen. […] Die Akteure vor Ort müssen diese Möglichkeiten für sich erkennen.“

Konkret wird Dr. Gaß mit seinem Kooperationsgedanken – der in allen Wirtschaftsbereichen als gängiger betriebswirtschaftlicher Ansatz seit Jahrzehnten üblich ist – für „kleinere Krankenhausstandorte mit überschaubaren Fallzahlen, die sich heutzutage voll umfänglich aus der Summe der DRGs finanzieren sollen. Vorhaltekosten für die Infrastruktur werden nicht gesondert finanziert. Wenn die Finanzierung gesichert wäre, dann kann ich mir gut vorstellen, dass diese Infrastruktur auch sektorübergreifend genutzt wird. Das können dann niedergelassene selbstständige oder auch angestellte Ärzte sein, die in einem Medizinischen Versorgungszentrum – was im Übrigen nicht dem Krankenhaus gehören muss, da sind alle Lösungen vor Ort denkbar – zusammenarbeiten und Geräte etc., die ja sehr teuer sind, gemeinsam nutzen.“

Eine ergänzende Sicht dazu enthält eine jüngst eingelangte BLOG-Zuschrift eines Krankenhaus-Chefs: „Wir als Krankenhäuser werden regelrecht gezwungen die Zeiten, an denen die Haus- und Fachärzte nicht ‚erreichbar’ sind, abzudecken und machen hier enorme Verluste jedes Jahr. Die Vergütung stimmt auch bei uns Krankenhäusern nicht aber wir haben einen gesetzlichen Versorgungsauftrag und müssen jeden Patienten betreuen! Warum öffnet die Politik nicht alle Krankenhäuser, damit diese auch uneingeschränkt ambulante Patienten behandeln können. In den Krankenhäusern sitzen die Ärzte, die man bemängelt […] auch in der Peripherie. Geräte und Fachpersonal sind zudem 24h präsent.“

Beteiligung von Kommunen könnte Skepsis nehmen

So weit so gut für größere Kommunen wohl perfekt passend, aber: Was ist das Angebot für diejenigen Kommunen mit weniger als etwa 10.000 oder 12.000 Einwohnern ohne Krankenhausfiliale am Ort? – Also eine Antwort darauf müssen dann doch wohl die dort vor Ort Verantwortlichen selbst finden (Stichwort kommunale Initiative). Die konkreten Beiträge von Landkreiskliniken sich außerhalb ihrer Klinik-Standorte in der Fläche zu engagieren, stehen regelmäßig noch aus. Könnte die HBK-Poliklinik gGmbH als Tochter des Heinrich Braun Klinikums in Zwickau (Sachsen) mit mehreren Filial-Standorten in der Fläche, eine solche erste Lösungsidee sein?

Oder, wird damit nicht die Furcht der Niedergelassenen bestätigt, dass Medizinische Versorgungszentren (MVZ) für Klinikkonzerne ein gutes Vehikel zu sein scheinen, um vor allem in der ambulanten fachärztlichen Versorgung Marktanteile für sich zu gewinnen. Das legt eine Umfrage der „Ärzte Zeitung“ unter den Kassenärztlichen Vereinigungen nahe: „Es gibt kaum eine KV-Region, in der der Anteil der rein Klinik-geführten MVZ unter 25 Prozent liegt (Stichwort: kommunale Rolle). Vor allem in den neuen Bundesländern überwiegen die MVZ in Klinikträgerschaft jene in Ärztehand deutlich. (Ärzte Zeitung online, 5.1.2018)

Hier geht es zur Publikation: Wie ist dem Ärztemangel auf dem Lande zu begegnen?