Ärztemangel auf dem Lande: Handlungsanleitung für Bürgermeister und kommunale Akteure erschienen
8. März 2018
Landarztmangel: Ohne Effizienzsteigerung durch Mehrbehandler-Praxen ist keine Lösung in Sicht
22. März 2018

Hausärztemangel: „Komm Doc nach Remscheid“

Die Förderprogramme der Bundesländer, der Kassenärztlichen Vereinigungen und sonstiger Institutionen zur neu- oder Nachbesetzung von Arztsitzen sind mittlerweile reichlich bekannt. Sie sollen vermeintlich helfen einen der statistisch durchschnittlich künftig 60 fehlenden Hausärzte – von 100 bei einer 1:1-Nachbesetzung – „an Land zu ziehen“. Diese Maßnahmen lösen aber weder dieses Kernproblem noch schaffen sie Abhilfe: Mehr als durchschnittlich 40 Prozent der erforderlichen Hausärzte gibt es dadurch nämlich nicht (Stichwort Landarztmangel).

Anzeigenwerbung zur Nachbesetzung von Arztsitzen im Praxisversuch

Neu ist die Einschaltung von Werbeagenturen und Kommunikationsberatern wie jüngst in Remscheid (Remscheider General-Anzeiger vom 22.2.2018). Damit soll für die 100.000-Einwohner-Gemeinde ihr Standort-Nachteil als „grüne Stadt“ keine „medizinische Fakultät vor der Haustür zu haben“, ausgeglichen werden. Ziel ist es pro Jahr fünf Ärzte aller Fachrichtungen für den ambulanten und stationären Bereich nach Remscheid zu locken.

In den letzten Jahren hat das dortige „Gesundheitsamt vermehrt beobachtet, dass Ärzte in den Ruhestand gegangen seien, aber keinen Nachfolger für ihre Praxis gefunden hätten“. In der Großstadt Remscheid ist aber noch nicht bekannt, dass 80 Prozent der Einzel-Hausarztpraxen aus vielerlei Gründen nicht nachhaltig zukunftstauglich sind.

Wollte die Generation Y denn nicht auch im hausärztlichen Bereich eher angestellt sein und in Teilzeit arbeiten? (Stichwort Generation Y) Wie kann das bei den dort beworbenen Einzel-, Gemeinschaftspraxen und Praxisgemeinschaften – das sind Modelle aus den 1990er Jahren – realisiert werden? Dabei geht es auch bei den tatsächlichen Mehrbehandlerpraxen um viel mehr als „Flexibilität“ (eine typische Forderung der Generation Y), nämlich um Effizienzsteigerung und erhöhte Wirtschaftlichkeit: In den nächsten zehn bis zwölf Jahren muss jeder Hausarzt die Arbeit von zweien erledigen (können). Das ist der primäre Zweck und das Ziel solcher neuen Einheiten. Gleichzeitig wird deutlich, dass die Einzelpraxis längst „überholt“ ist.

Ob der Beamte in Bälde eine Transformationsinitiative hin zu effizienteren Mehrbehandlerpraxen ergreifen wird? Dies wäre dann nachhaltig um mittels einhergehender delegativer Strukturen pro Hausarzt mehr Patienten (bei gleichzeitig weniger Hausärzten) zu versorgen. Über das Portal kommdoc.de wirbt die Stadt Remscheid vorerst für ihren Standort mit dem Slogan „Komm Doc nach Remscheid“. Es gibt eine integrierte Praxisbörse – jedoch ohne Abgeber-Angebote – sowie einen kurzen Ratgeber über Niederlassungsmöglichkeiten für junge, sich selbstständig machen wollende Nachwuchsärzte.

Zweierlei zeigen die Remscheider aber dann doch auf: Die Kommunen sind im Wettbewerb untereinander und sich zu Nachwuchsinitiativen zu vernetzen ist ein erster positiver Anfang.

Hier geht es zur Publikation: Wie ist dem Ärztemangel auf dem Lande zu begegnen?