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Mit Fernbehandlung gegen Hausärztemangel?

Was hilft „dagegen“, wenn jetzt und in den nächsten Jahren statistisch betrachtet auf 100 Abgeber-Ärzte nur 40 bis 50, auf dem Lande nur 25 oder gar weniger 1:1-Nachfolger (meist der Generation Y angehörig) bereitstehen? Man kommt zwangsweise darauf, dass man die verfügbaren hausärztlichen Kapazitäten mit derselben „Mannschaft“ besser nutzen muss, sprich die Verfügbarkeit des rein „Medizinischen“ in den Praxen erhöhen muss. Die Fernbehandlung bietet hier Möglichkeiten.

Neben einer systematisch zu betreibenden Transformation von tradierten Einzelpraxen hin zu delegativen Praxisstrukturen mit Versorgungsassistenten (z.B. VERAH) müssen „digitale tools“ greifen. Diese mitunter auch IT-gestützten Delegationskräfte „ergänzen“ nicht nur den Besuch beim Hausarzt, sondern müssen ihn – dort wo es medizinisch vertretbar ist – auch kapazitätsseitig „ersetzen“. Denn: Ohne „Ersatz“ kein „Kapazitätsgewinn“ bei zu wenig Hausärzten – alleine um diesen geht es (Stichwort Einzelpraxis als Auslaufmodell).

Fernbehandlung als Instrument zur Lösung des Hausarztmangels

Nun ist es auch soweit: Die „Erstbehandlung per Telefon oder Internet“ steht ante portas: „Wer sich frühmorgens krank fühlt, muss sich dann nicht mehr ins Wartezimmer schleppen, sondern kann zum Telefonhörer greifen oder auf die Smartphone-App klicken … ohne das sich Patient und Arzt zuvor jemals gesehen haben müssen.“ (FAZ, 17.12.2017)

In Basel a. Rhein gehen beim Marktführer Medgate bereits täglich 2.000 Anrufe ein. Krankenversicherungen (Vorreiter sind PKV-Unternehmen wie Debeka und Barmenia), die mit dem eidgenössischen Unternehmen zusammenarbeiten, sparen im Schnitt „zwischen 12 und 17 Prozent der Kosten für die ambulante Versorgung ein“. Gleichzeitig – davon spricht noch niemand – werden die eingesetzten Allgemeinmediziner fünf- bis sechsmal so viele Patienten (pro Schicht) fernbehandeln können. Der Taylorismus von anno 1914 lässt grüßen.

Wenn das kein Kapazitätsgewinn wider dem Hausärztemangel ist?

Seit Jahresbeginn laufen zwei Modellprojekte unter dem Label „Docdirect“ auch für GKV-Versicherte in Baden-Württemberg. Abzuwarten bleibt allerdings, anhand welcher Kriterien ein „funktionieren“ festgemacht wird: Die Kapazitätsentlastung bei Hausärzten vor Ort – die können ja dann mehr (und andere von Alt-Praxen) Patienten behandeln – muss zwingend dazugehören.

Eigentlich logisch bei der überall postulierten, nutzenstiftenden Digitalisierung: Da versteht man aber auch, wieso auf den neuen Gesundheitsminister in Berlin ein „Höllenjob am Kabinettstisch“ wartet. (Westfalenpost, 25.2.2018)

Hier geht es zur Publikation: Wie ist dem Ärztemangel auf dem Lande zu begegnen?